Online-Magazin des Regnum Christi und der Legionäre Christi

Verschiedene Perspektiven

Unsere Spurensuche zum Frau-Sein in Gesellschaft und Kirche geht weiter. Wir veröffentlichen Statements von sieben Frauen, die u.a. davon schreiben, was es für sie heißt, an Gott zu glauben und in der Kirche Frau zu sein; wie der Glaube ihren Alltag prägt bzw. ihr Leben verändert hat; wie sie als Frauen in der Kirche mit Verantwortung übernehmen und was sie dabei motiviert. Alle sieben sind auf die eine oder andere Weise mit dem Regnum Christi verbunden.

Privilegierte Zusammenarbeit Ich bin immer gerne Frau gewesen, auch in der Kirche. Ich habe es immer als großes Geschenk empfunden, neues Leben empfangen und zur Welt bringen zu dürfen. Es ist eine privilegierte Zusammenarbeit mit dem Schöpfer. Vielleicht fällt es uns Frauen leichter als Männern, auch Gott gegenüber die Empfangende zu sein. Zu empfangen ist vielleicht unser tiefstes Wesen, so erlebe ich es jedenfalls. Mir gefällt auch der Gedanke, dass wir Frauen die Schönheit Gottes repräsentieren. Ansonsten versuche ich, mich eng an Maria, die Hörende, zu halten, die sich völlig auf Gott ausrichtet. Vielleicht fällt es uns Frauen leichter als den Männern, uns mit Maria zu identifizieren, weil wir das gleiche Geschlecht haben, wobei die demütige und dienende Haltung Marias für Männer und Frauen Vorbild sein sollte.

Dr. Dorit Wilke Lopez, Frauenärztin und Psychotherapeutin, verheiratet, viererwachsene Kinder und vier Schwiegerkinder, aus Nordrhein-Westfalen

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Eine neue Dimension Meine Welt mit Ehemann, Kindern und chemischen Formeln hat durch meinen Eintritt ins Regnum Christi eine ungeheure Weite erfahren. Mit der ersten „Begegnung mit Christus“, zu der mich meine Freundin noch überreden musste, begann für mich ein neues Leben. Die Offenheit, der tiefe Glaube der Frauen, das gemeinsame Beten, die intensiven Gespräche eröffneten mir eine andere Welt. Mein Glaube, mein Leben, alles veränderte sich. Meine Beziehung zu Gott bekam eine ganz andere Dimension. Mir wurde bewusst, dass für mich zu einem erfüllten Leben mehr gehört als Familie und Beruf. Sehr schnell begann ich, mich im Regnum Christi zu engagieren. Ich organisierte viele Veranstaltungen im In- und Ausland und bin jetzt gemeinsam mit meinem Mann in der Ehearbeit und dem Heilungs- und Befreiungsdienst tätig. Es kristallisierte sich für mich immer mehr heraus, dass meine Berufung die geistliche Begleitung von Menschen ist. Frauen baten mich oft um einen Rat, um ein Gespräch. So nahm ich an einem zweijährigen Kurs „Geistliche Begleitung“ in der Erzdiözese München und Freising teil. Wichtig für mich in der geistlichen Begleitung ist das Hinhören, das Heraushören, was nicht direkt ausgesprochen wird, den Menschen annehmen, seine Situation, seine Grenzen und die Achtung vor seiner Einzigartigkeit. Oft ist es nötig, einen Perspektivenwechsel anzustreben, das Positive herauszuarbeiten als Schlüssel zur Lösung von Problemen und das Vertrauen in Gott zu stärken. Das alles gelingt nur, wenn ich als Begleiter mit Gott rechne, für den Begleitenden bete, barmherzig bin und dem Begleiteten in Liebe begegne. Geistliche Begleitung ist für mich nicht nur ein Geben, es ist auch ein Empfangen, eine Bereicherung.

Marita Grötsch, 67, verheiratet, drei Kinder, studierte Chemikerin, aus Bayern

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Von einer mir fast Unbekannten zum VorbildVor einigen Jahren begann ich, Meditationen zu den Tageslesungen für den E-Mail-Versand des Regnum Christi zu schreiben (Tausende Frauen und Männer erhalten diese täglich). Vorher hatte ich so etwas nie gemacht. So befasste ich mich das erste Mal im Gebet und in Vorbereitung auf die Meditationen mit Maria Magdalena. Was mich dabei faszinierte, war die Tatsache, dass Jesus ihr als Erste erschien, nachdem er von den Toten auferstanden war. Er hatte dafür eine Frau auserwählt, die er von vielen Dämonen befreit und die ihm seitdem treu gefolgt war. Im November 2019 nahm ich am internationalen Frauenkongress des Regnum Christi im Heiligen Land teil. Ein Traum für mich, der vieles vereinte und meine erste Reise nach Israel überhaupt. Tagungsort war ein Gästehaus in Magdala, ja, genau in eben diesem Ort, den man vor einigen Jahren ausgegraben hatte und aus dem Maria Magdalena kam. Sieben Tage verbrachten wir dort direkt am See Genezareth und immer ganz verbunden mit all den wundervollen Frauen aus der Heiligen Schrift, die ganz besonders waren. Ich stellte fest, dass diese Frauen und besonders Maria Magdalena in der Heilsgeschichte einen wichtigen Platz haben. Dass sie Stärke, Ausdauer, Mut und viel Liebe zu unserem Herrn ausstrahlen und somit ein Vorbild für uns Frauen sein können, quasi Fürsprecherinnen und Verbündete im Glauben und im spirituellen und realen Leben sein können. Ich habe seitdem viel über Maria Magdalena gelesen und über sie nachgedacht. Für mich ist sie eine Heilige, die greifbar ist und mit der ich mich wirklich identifizieren kann. So wurde über die Jahre aus einer mir fast unbekannten Frau ein reales Vorbild, das mich begleitet und mir immer wieder vor Augen stellt, wie schön Frau-Sein in Verbindung mit unseren Glauben wirklich ist. Einzigartig.

Svenja Nonnenmacher, 55, verheiratet, Kauffrau im Vertriebsinnendienst, aus Nordrhein-Westfalen

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Verantwortung in Kirche und Welt Glaube bedeutet für mich, dass ich der unendlichen Liebe Gottes vertrauen darf. Ich weiß mich bedingungslos geliebt und muss nichts dafür leisten. Diese Liebe leitet, heilt, befreit und stärkt. Sie hilft mir immer mehr, die Person zu werden, die ich sein soll. Es gab eine Phase in meinem Leben, wo ich mit „den alten Männern in Rom“ und dem katholischen Glauben eher wenig anfangen konnte. Heute ist er ein unermessliches Geschenk für mich! Als engagierte Frau in der Kirche erkenne ich keine Gemeinsamkeiten mit jenen Frauen, die ihre Mission vor allem im „Kampf um den Altar“ sehen. Das geht für mich am Wesentlichen vorbei. Denn es geht m. E. um etwas viel Tieferes. Johannes Paul II. sprach vom „Genius der Frau“ und ihrer bedeutenden Aufgabe in der Welt. Jeder Frau ist etwas Großes anvertraut! Wenn sie das ihr Zugedachte entdeckt und entsprechend handelt, entwickelt das enorme Kraft. Die Welt wird dadurch ein Stück besser und schöner. Vor allem durch das Regnum Christi habe ich gelernt, selbst aktiv zu werden, statt über den Ist-Zustand zu jammern. Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren und einen Beitrag zu leisten, egal ob im Stillen oder nach außen hin sichtbar. Ich trage als Laie Verantwortung in Kirche und Welt. Durch eine persönliche Erfahrung haben mein Mann und ich vor 12 Jahren mit einem weiteren Ehepaar und einem Priester der Legionäre Christi die Initiative LiebeLeben.com gegründet. Zusammen mit einem Team von inzwischen 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie einem großen Gebetsnetzwerk möchten wir einen Beitrag leisten, damit Beziehung, Ehe und Familie gestärkt werden und das Leben gelingt. Menschen entdecken die Kraft wahrer Liebe (neu) und erfahren dadurch Sinn und Erfüllung. Das ist eine Aufgabe, die mich immer wieder neu berührt und mit Ehrfurcht erfüllt.

Lucia Hauser, 55 verheiratet, zwei Kinder, Logotherapeutin und Coach, aus Bayern

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Die eigene Identität kennen Ich bin gern eine Frau. Das war nicht immer so. Ich bin in einem Patriarchat aufgewachsen, wo meine wahre und echte Identität untergraben wurde. Also rebellierte ich gegen jegliche Obrigkeit und wurde zu einer Feministin. Es ist eine große Not, wenn wir unsere Identität nicht kennen oder nicht annehmen können. Erst als Jesus in mein Leben kam, hörte ich über meine wahre Identität als Frau. Gott ruft uns Frauen heute in der Kirche zu einer Stärke auf, die wir noch nicht ganz entdeckt haben, aber nicht in Form von Feminismus oder durch die Verdrängung des Mannes bzw. des Priesters. Ich musste meine Schwächen erkennen und annehmen und nicht andere dafür verantwortlich machen. Gott hat uns gleichwertig ausgedacht. Frauen und Männern sollten gemeinsam Gottes Reich hier aufbauen ohne das sich einer über den anderen erhebe. Als Erlöste stehen wir nebeneinander unter dem Kreuz Christi, im Gebet knien wir nebeneinander vor ihm. Meine Identität als Frau suche ich nicht in dem, was ich in der Kirche leiste, sondern aus dem Wissen darum, wohin ich gehöre: Ich bin von Gott geliebt. Wenn ich mein Herz von Gott heilen lasse, dann kann ich Dinge tun, ohne mich beherrscht zu fühlen. Ich bin als Frau berufen, Gott im Alltag und konkret im Regnum Christi, in der Kirche, an die Oberfläche zu holen, dort wo keiner ihn vermutet. Ich bin berufen die Wahrheit auszusprechen im Regnum Christ und in der Kirche: Du als Frau bist wertvoll, geliebt vor jeder Leistung.

Linda Malachia, 47, Sales Coordinator, aus Nordrhein-Westfalen

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Ergänzung der Perspektiven und Fähigkeiten Was ist mein Beitrag als gottgeweihte Frau in unserer geistlichen Familie des Regnum Christi? An erster Stelle wahrscheinlich einfach meine Weiblichkeit in allem, was ich bin und was ich tue. Für mich ist es eine Freude mit Männern, insbesondere Priestern, bei pastoralen Aufgaben zusammenzuarbeiten. Die Ergänzung der Perspektiven und Fähigkeiten ist auch für uns so wichtig, die wir ehelos leben! Ein Aspekt, der mir besonders am Herzen liegt, und den ich für einen wichtigen Auftrag der Frauen in der Kirche und in der Gesellschaft halte, ist es, Gemeinschaft zu fördern, im tiefen Sinne der „communio“. Ja, da ist etwas von diesem „mütterlichen Instinkt“, die Familie zusammenzuhalten und kein Kind aus dem Auge zu verlieren. Aber da ist sicher noch viel mehr: Es ist die tiefe Überzeugung, dass jede einzelne Person zählt und dem Ziel aller etwas Wertvolles beisteuern kann, und dass es sich lohnt zuzuhören und sich von den Perspektiven der anderen bereichern zu lassen. Was ich mir wünsche, ist noch mehr Ergänzung – zwischen Frauen und Männern, zwischen Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven und Fähigkeiten, Erfahrungen und Erkenntnissen. Dass wir uns mit Neugier und Vertrauen begegnen, dass wir weiter Dialog führen lernen – uns nicht gegenseitig belehren und überzeugen wollen, sondern voneinander lernen und einander auf der Suche nach der Wahrheit helfen. Ich habe den Eindruck, dass wir Frauen diese Aufgabe auf sehr natürliche Weise fördern können. Liebe Männer, seid ihr bereit mitzumachen? Wir schaffen es nämlich nur zusammen!

Eva Gloserová, 46, seit 1997 gottgeweihte Frau des Regnum Christi, hat Anglistik und Bohemistik, Pädagogik und Religionswissenschaften studiert (Magister), Diplom in Coaching und Leitungskompetenzen, aus Tschechien

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Mich einfach von Gott lieben lassen Was mein Leben total verändert hat, war die Erfahrung, dass Gott wirklich eine persönliche Beziehung zu mir möchte und dass diese Beziehung meinem Leben erst einen Sinn und eine Richtung gibt. Die Vorstellung, dass der Schöpfer dieser Welt von Herz zu Herz zu mir sprechen will, erfüllt mich immer noch mit Staunen und ich bin so unglaublich dankbar für dieses Geschenk! Ich bin eine Person, die einen sehr hohen Anspruch an sich selbst hat und manchmal sehr leistungsorientiert sein kann, was dazu führt, dass ich mich unter Druck setze, immer und jederzeit abliefern zu müssen. In Gottes Gegenwart hingegen ist das anders. Es ist nicht nur einfach so, dass ich bei ihm nichts leisten müsste; ich könnte es nicht einmal, selbst wenn ich es wollen würde. Ich darf mich einfach nur lieben lassen, in jeder Situation und jedem Augenblick meines Lebens. Es war eine richtige Befreiung für mich, das zu erleben. Im Alltag versuche ich jeden Tag, die Zeit in der Stille zu suchen, und mir immer wieder neu bewusst zu machen, dass diese Beziehung das eigentliche Zentrum meines Lebens ist. Die Erfahrung dieser Liebe hat auch mein Herz verändert und in mir ist das Bedürfnis gewachsen, andere auf diesem Weg zu begleiten. Deswegen engagiere ich mich schon seit vielen Jahren bei „Looking good – inside & out“, einem Apostolat, dass jungen Mädchen helfen möchte, ihre eigene Schönheit und ihren Wert zu erkennen und Jesus kennenzulernen. Und es freut mich so sehr zu sehen, dass Gott durch dieses Projekt Leben verändert hat und es immer noch tut.

Eva Henninger, 22, Psychologiestudentin, aus dem Allgäu

► Mehr zum Thema: Lesen Sie auch unseren Artikel „Ganz Frau und ganz Mensch“ zur Frage was heißt überhaupt Frau-Sein? Eine Spurensuche im Denken von Edith Stein, von Karl-Olaf Bergmann.