Online-Magazin des Regnum Christi und der Legionäre Christi

Mit offenen Augen und voller Hoffnung

Liebe Freunde,

persönlich glaube ich, dass Papst Franziskus kaum eine bessere Idee hätte haben können, als nach dem dramatischen Jahr 2020 für 2021 ein Josefs-Jahr auszurufen. Das muss eine Inspiration von oben gewesen sein! In seinem Schreiben „Patris corde“ legt er uns diesen wunderbaren Heiligen ans Herz: „Alle können im heiligen Josef, diesem unauffälligen Mann, diesem Menschen der täglichen, diskreten und verborgenen Gegenwart, einen Fürsprecher, Helfer und Führer in schwierigen Zeiten finden.“ Und sind das nicht tatsächlich schwierige Zeiten,die wir erleben?

Ich bin mir sicher, dass jeder von uns gar nicht lange braucht, um sich der Gegenwart des hl. Josef in seinem Leben zu besinnen: ein Bild, eine Statue, das Pfarreipatrozinium, eine Novene, eine Gebetserhörung etc. Josef ist so bescheiden, demütig, still, einfach – aber doch so omnipräsent und wirkmächtig. Für mich ist dieser Heilige ein wahrer Held des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Im Schatten der beiden ganz Großen, Jesus und Maria, ist er – als einer von uns und einer wie wir – zum stillen Glaubens-Leuchtturm in der Bewältigung der täglichen Herausforderungen als Ehemann, Vater, Ernährer, Arbeiter geworden. „Der Glaube, den Christus uns gelehrt hat, ist vielmehr der Glaube, den wir am heiligen Josef sehen, der nicht nach Abkürzungen sucht, sondern dem, was ihm widerfährt, ‚mit offenen Augen‘ begegnet und persönlich Verantwortung übernimmt.“ Stellen wir uns Josef vor, wie er mit diesen offenen Augen und voller Hoffnung und Liebe ein Problem nach dem anderen angeht: die schwangereVerlobte, das Gerede, die Reise nach Betlehem, keine Herberge, Flucht undVerfolgung – alles wahrgenommene Gelegenheiten, die so oder so ähnlich auchuns passieren können, um im Vertrauen auf Gott zu wachsen.

Dabei war auch Josef nicht ohne Fehler und nicht von vornherein heilig. Gerade dieser Josef lehrt uns, „dass der Glaube an Gott auch bedeutet, daran zu glauben, dass dieser selbst durch unsere Ängste, unsere Zerbrechlichkeit und unsere Schwäche wirken kann. Und er lehrt uns, dass wir uns inmitten der Stürme des Lebens nicht davor fürchten müssen, das Ruder unseres Bootes Gott zu überlassen. Manchmal wollen wir alles kontrollieren, aber er hat alles wesentlich umfassender im Blick.“ Unsere Gemeinschaft durfte Anfang Januar das 80-jährige Jubiläum ihres Bestehens begehen und wir dürfen hierzulande dankbar auf 30 Jahre deutsches Noviziat mit vielen Priesterberufungen zurückblicken. Wie allseits bekannt, waren diese Jahrzehnte alles andere als makellos. Es gab Fehler, schwere Sünden und Vergehen, und doch dürfen wir heute in einer erneuerten Gemeinschaft Christus nachfolgen, weil Gott sich einmal mehr als ein gnädiger Vater und die Kirche als eine geduldige Mutter erwiesen haben. „Die Heilsgeschichte erfüllt sich »gegen alle Hoffnung […] voll Hoffnung« (Röm 4,18) durch unsere Schwachheit hindurch. Allzu oft denken wir, dass Gott sich nur auf unsere guten und starken Seiten verlässt, während sich in Wirklichkeit die meisten seiner Pläne durch und trotz unserer Schwachheit realisieren. […] Der Böse lässt uns verächtlich auf unsere Schwachheit blicken, während der Heilige Geist sie voll Erbarmen ans Tageslicht bringt.“

2021 wird wohl kein leichtes Jahr, aber es kann, an der Hand des heiligen Josef, zu einem gewinnbringenden Jahr werden: jeden Tag ein wenig intensiver glauben, stärker hoffen, inniger lieben. Wie der heilige Josef. Das wünsche ich uns allen; mit meinem Segen,

Pater Valentin Gögele LC
(Vorsitzender des Leitungskollegiums der Regnum-Christi-Föderation)