Online-Magazin des Regnum Christi und der Legionäre Christi

Was in dir brennt, entzündet andere

Liebe Brüder und Schwestern,

In dieser Predigt möchte ich besonders auf die Bedeutung des Dienstes im diakonalen Amt eingehen. Das Wort „Diakon“ kommt nämlich von dem griechischen Wort διακονία (diakonía), das auf Deutsch „Dienst“ bedeutet. Um es auf eine Formel zu bringen: Dienen bedeutet niemals von oben nach unten zu blicken. Dienen bedeutet immer, von unten nach oben zu blicken und zwar in dreifache Richtung. Von unten nach oben auf Gott hin, von unten nach oben auf die Menschen und von unten nach oben in die Welt hinein. Deklinieren wir das ein wenig durch. Wir haben es eben gehört: „Wer mir dienen will, der folge mir nach“ (Joh 12,26). Dienen bedeutet also, Christus nachzufolgen. Dieser Christus hat gesagt: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat“ (Joh 4,34). In der Ölbergnacht, jener dunkelsten Stunde seines Lebens, wurde dies für ihn zur existenziellen Erfahrung. Den Willen Gottes, seines Vaters, zu tun, wird ihm zu seiner Identität!

Aufblick zu Christus: Von ihm ganz erfüllt sein

Wenn wir diesem Christus dienen wollen, müssen wir mit ihm eins werden. Eins werden in Gedanken, in Worten und Werken. Wir können nur eins werden mit Christus, wenn wir ihn betrachten, wenn wir ihn anschauen wenn wir auf ihn hören, wenn wir vor ihm stehen, wenn wir uns seiner Gegenwart aussetzen. Absichtslos, einfach um da sein zu wollen. Einen lieben Menschen werden wir nur kennen und schätzen lernen, wenn wir mit ihm zusammen sind, wenn wir mit ihm reden, wenn wir auf ihn hören, wenn wir uns für ihn interessieren, wenn wir einfach da sind. Das Gebet, die Betrachtung des Wortes Gottes, seine Nähe in den Sakramenten der Eucharistie, der Buße und Beichte – das sind die Grundlagen für das Christsein schlechthin. Wir können keine Dienerinnen und Diener Jesu Christi sein, wir können keine Jünger sein, wenn wir nicht beten. Wir können auch nicht mit den Menschen über Gott reden, wenn wir nicht vorher mit Gott über die Menschen geredet haben. Verkündigung geht nicht, indem wir irgendetwas erzählen, sondern nur indem wir uns vom Wort Gottes, von ihm selbst beschenken und das überfließen lassen. Wir können nur das weitergeben, von dem wir selbst erfüllt sind.

Der zweite Blick eines Dienenden ist der Aufblick zum Menschen. Das beste Beispiel dafür ist die Fußwaschung; der Dienst Jesu vor der Einsetzung der heiligen Eucharistie. Jemandem die Füße zu waschen, ist nicht unbedingt angenehm. Früher war es ein Sklavendienst. Auch in unserer Gesellschaft heute ist es geradezu verpönt, wenn wir Dienste sehen, die uns an solche Sklavendienste erinnern, wie die Schuhputzer in anderen Ländern. Doch für uns Christen gilt besonders das Wort Jesu: „Der Menschensohn ist nicht bekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ Wir stehen im Dienst der Menschen. Wir sollen also so etwas sein, wie der weiche Teppich, auf dem die Menschen zu Gott gelangen. Wir sollen ihnen Brücke sein, indem wir ihnen dienen. Was bedeutet das konkret? Norbert Trelle, der Bischof von Hildesheim, sagte einmal das einfache Wort: „Es kommt darauf an, dass wir die vier M beherzigen. Vier M: Man muss Menschen mögen.“ Dienen kann ganz einfach sein. Menschen mögen. Sich auf sie einlassen. Sie nicht als die Störenfriede meiner Ruhe betrachten, sondern als die Kinder Gottes, die von Gott geliebt sind; die Juwelen sind. Neulich bekam ich einmal Besuch von einem früheren Firmling und sie brachte mir ein kleines Geschenk mit; einen kleinen Engel. „Das ist der Engel der Unzeit“ sagte sie. „Was heißt das denn?“ fragte ich. „Das sind die Menschen die zu Ihnen kommen, wenn Sie eigentlich keine Zeit haben. Die schickt der liebe Gott. Das sind Engel. Die Engel sagen Ihnen: ‚nimm dich nicht so wichtig. Es gibt anderes, was wichtiger ist‘.“ Diese Menschen zeigen uns, dass es nicht auf unsere Planungen ankommt, sondern auf den Menschen, der gerade jetzt zu uns kommt. Haben wir also ein offenes Herz für die Menschen, die uns anvertraut sind und denen wir begegnen. Blicken wir in diesem Sinne zu den Mitmenschen auf.

Aufblick in die Welt: Hinwendung zu den Menschen

Natürlich sollen wir die Welt in allem Glanz nicht immer nur bewundern. Wir wissen wohl um die Hinfälligkeit und Vorläufigkeit dieser Welt und auch welche Versuchungen in ihr steckt. Aber wir sollten mit einem guten Selbstbewusstsein in Welt schauen, mit einem aufrichtigen Blick. Wir haben vom Apostel Paulus gehört: „Wir handeln nicht hinterhältig. Wir verfälschen das Wort Gottes nicht, sondern lehren offen die Wahrheit. So empfehlen wir uns vor dem Angesicht Gottes jedem menschlichen Wesen.“ In Klarheit und Aufrichtigkeit zur Wahrheit stehen. Erhobener Blick bedeutet, die Überzeugung zu haben: Wir haben die beste Botschaft für die Welt! Nicht weil wir so tolle Menschen sind, sondern weil Christus großartig ist und er in die Welt gekommen ist, um die Welt zu retten und jeden Menschen zum Heil zu führen. Wir haben damit die entscheidenden Antworten auf die entscheidenden Fragen dieser Welt. Verschweigen wir sie nicht. Lassen wir uns nicht auf die Verzagtheit ein. Wir brauchen keine großen Methoden, wenn wir das Evangelium verkünden. Reden wir doch so wie das Herz es uns eingibt. Seien wir authentisch und dann werden wir andere überzeugen. Der erhobene Blick in die Welt bedeutet auch, Zuversicht zu haben. Ja, es stimmt: Die christlichen Milieus brechen weg. Hatte der Apostel Paulus christliches Milieu vorgefunden? Nein. Fast drei Jahrhunderte lang waren die Christen nicht in der Mehrheit, aber sie haben die Zuversicht bewahrt, dass Christus stärker ist. Diese Zuversicht, dass Christus stärker ist, auch stärker als unsere menschliche Schwäche, die sollten wir nie verlieren. Ich denke mir oft, Gott es könnte es doch viel leichter allein machen. Er könnte die Herzen der Menschen alle bewegen, aus sich heraus. Er tut’s durch euch, er tut’s durch Sie, er tut’s durch mich. Es ist wunderbare, eine frohmachende, eine mit Stolz erfüllende Aufgabe zu wissen, dass wir bei diesem großen Projekt, dem Aufbau des Reiches Gottes, von Gott aus berufen ist, mitzuwirken. Haben wir das Vertrauen. Der, der uns ruft, der trägt uns. Und haben wir dabei auch immer die Freude im Herzen, dem Besten aller dienen zu dürfen.

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Weihbischof Schwaderlapp und junge Menschen – diese Kombination passt einfach. Jungen Menschen jeden Alters (von Kindergarten bis Universität) von Gott zu erzählen macht ihm Freude. Auch die Organisatoren der YouMOVE, dem großen Jugendtreffen des Regnum Christi, das vom 27. bis 29. April 2018 stattfand, freuten sich sehr, dass der Kölner Weihbischof kam und ebenso mitreißend wie einprägsam in zehn Punkten zum Thema „Wie entdecke und entfache ich meine persönliche Berufung und Gaben“ sprach. Hören und lesen Sie hier diesen Vortrag in voller Länge.

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Du bist ein Geschenk

Als einer meiner Neffen im Kindergarten war und sich die Kinder darüber unterhielten, wie sie denn auf die Welt gekommen seien, da sagte er nur: „Ich bin ein Geschenk!“ Kurz und bündig. Damit war für den kleinen Jungen der Fall klar und auch wir alle sind Geschenke. Geschenke des lieben Gottes an diese Welt. Geschenke sollen dem Beschenkten nicht lästig fallen oder ihn ärgern, sondern ihm Freude machen. Gott hat uns geschaffen mit unserem Leib und unserer Seele. Es fällt uns vielleicht nicht immer leicht, dass grundsätzlich anzunehmen. Es kann Zeiten geben, da muss man sich das ganz fest sagen. Aber, nichtsdestotrotz: ein Jeder von uns ist ein Geschenk. Das heißt auch: ein Jeder von uns hat einen Platz auf dieser Welt; einen Ort an den er gehört, eine Aufgabe, für die er bestimmt ist. Diesen Platz kann kein anderer einnehmen.

Du hast etwas, was nur du hast

Es gibt Begabungen, die sehr en vogue sind, die wir alle gern hätten und andere, die wir nicht so gerne hätten. Jeder möchte witzig sein, jeder möchte gerne die anderen unterhalten können. Jeder möchte gerne mitreißend reden können, dass ihm möglichst viele Menschen begeistert zuhören. Fast alle möchten einen möglichst hohen Schulabschluss haben und vielleicht noch studieren. Und dann gibt es andere Potentiale, andere Begabungen, da ist man nicht so hinterher. Also, da gibt es die technisch Begabten, die eher praktische Lösungen für ein Problem finden. Aber Gott sei Dank gibt es solche Leute, die im Hintergrund arbeiten. Daneben gibt es Leute, die können vielleicht nicht einen ganzen Saal unterhalten, aber vielleicht gut zuhören können. Wie wichtig sind Menschen, die zuhören können! Alle Welt redet, wer hört eigentlich noch zu? Wenn einer gute Witze erzählen kann ist das super, aber es muss auch Menschen geben, die zuhören und darüber lachen, sonst macht das keinen Spaß. Beides gehört zusammen. Es gibt diese verborgenen und versteckten Stärken, die man vielleicht selbst gar nicht an sich wahrnimmt. Da hilft es oft, wenn man sich mit Menschen, die einen gut kennen, darüber austauscht, welche besonderen Eigenschaften einen von anderen unterscheiden. Das haben wir vielleicht schon oft gehört. Ab und zu ist es ganz gut, auch altbekanntes wieder neu zu hören.

Gottes Freundschaft mit dir macht dich groß

Leider wird das in der heutigen Gesellschaft so wenig gesehen. Viele Menschen erkennen das nicht mehr. Sie meinen, wenn man gläubig ist, dann müsste man nur eine Reihe von Pflichten erfüllen, man wird kleiner und immer kleiner gemacht. Stattdessen wird man groß und größer! Als ich einmal eine Gruppe Kinder zu ihrer ersten Beichte begleitete, sagte ein kleines Mädchen: „Oh weh, jetzt werden wir einen Kopf kürzer gemacht.“ „Im Gegenteil!“ möchte ich da rufen: „ihr werdet einen Kopf größer gemacht.“ Alles, was wir mit Christus in Berührung bringen, macht uns nur größer! Manchmal sind wir versucht, eine Liste aller Dinge aufzustellen, die in unserem Leben nicht gut, die schief gelaufen und dann kann uns Angst und Bange werden. Macht solche Rechnungen nicht auf. Aber wenn all das, was nicht gut war, mit Christus in Berührung gebracht wird – zum Beispiel in der Beichte – dann wird das gewandelt. Das lateinische Wort „confitere“ heißt einmal bekennen, wir bekennen unsere Sünde; es heißt aber Lobpreis. Wir bringen selbst das, was nicht gut ist in unserem Leben zum Lobpreis Gottes. Alles was uns in die Nähe Gottes bringt, macht uns groß. Gott will dich groß machen. „Meine Seele preist die Größe des Herrn“. Als die Gottesmutter Maria das sagte, war sie nicht verrückt, sie wusste, dass sie alles von Gott hat. Sie wusste aber auch, Gott in der Lage ist, sie zu einem einzigartigen Instrument zu machen, durch welches das Heil in die Welt kommt. Und er will jeden von uns auch zu einem solchen Instrument machen.

Ich freue mich schon darauf und ich arbeite daran, dass ich einmal in den Himmel komme. Dort werden wir dann einmal sehen, was vielleicht durch unser Mühen geschehen ist. Man sieht ja nicht immer sofort die Früchte. Es gibt so kleine Dinge, die eine große Wirkung haben! Vor einem guten Jahr war ein junger Mann bei mir, der vor kurzem getauft wurde und erzählte mir eine spannende, kleine Geschichte: in einer Gruppe Studenten machte sich einer über einen Punkt des katholischen Glaubens lustig. Niemand aus der Gruppe widersprach, nur ein Mädchen sagte etwas. Sie fragte den Spötter direkt, warum er sich über etwas, was ihr so wichtig sei, lustig mache. Ganz ruhig sagte sie das. Und der junge Mann, der mir das erzählte, meinte, diese ruhige Einmischung hätte ihn sehr beeindruckt und dazu gebracht, sich mit diesem Glauben auseinanderzusetzen. Das Mädchen hatte diese Reaktion sicher nicht beabsichtigt. Das hat Gott mit ihr gemacht. Gott kann Großes wirken aus den kleinen, unscheinbaren Dingen. Dann kann das ein noch so kleiner Moment sein, wenn man einmal den Mund aufmacht, oder ihn schließt, oder etwas tut, selbst wenn nur eine Kleinigkeit ist – und schon kann das eine große Wirkung für die Zukunft haben.

Was in dir brennt, entzündet andere

Wie können wir jemanden überzeugt? Wenn wir selbst überzeugt. Ein Feuer kann sich nur verbreiten, wenn wir ein Holzscheit an ein brennendes Holzscheit halten. So ist mit uns Menschen auch. Sicher ist nicht verkehrt, wenn man einige rhetorische Technischen und Kniffe beherrscht und den Umgang mit den Medien lernt. Im Grunde ist das aber zweitrangig. Das Entscheidende ist: Selbst zu brennen. Das spüren die Menschen. Authentizität kann man nicht machen. Das geschieht einfach von innen heraus. Im Evangelium heißt es: Wenn ihr in mir bleibt und wenn ich in euch bleiben, dann bringt ihr reiche Frucht. Denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ Wir können nur brennen, wenn wir bei dem bleiben, der uns in Brand setzen kann. Wenn wir in der Nähe des brennenden Dornbuschs sind. Es ist so schön, dass ihr hier (auf der YouMOVE, Anmerk. der Red.) das Allerheiligste mitgebracht habt, dass ihr hier anbetet. Das verändert die ganze Atmosphäre. Wenn wir den Tag im Gebet beginnen und enden, dass fangen wir an zu brennen und dann ist dieses Feuer auch nicht aufzuhalten. Es gibt ein altes Sprichwort: Mit Gott fang an, mit Gott hör auf – das ist der beste Lebenslauf. So alt und verstaubt wie dieser Spruch vielleicht klingen mag, er ist wahr. Wenn man versucht, das in die Tat umzusetzen, wird das Feuer in einem lebendig gehalten. Tun wir nicht so, wenn wir anderen Menschen begegnen, als seien sie „kalte Feuerstellen“. Es ist manchmal sehr viel Asche über der Glut. Aber, vergessen wir nicht, in jedem Menschen hat Gott diese Glut hineingelegt. Jeder Mensch ist ein Abbild Gottes. Manchmal müssen wir ein bisschen schaufeln, bis wir an diese Stelle kommen. Da brauchen wir Geduld und viel Liebe. Aber es gibt diese Stellen in jedem Menschen. Vertrauen wir darauf!

Befiel dem Herrn deinen Weg,
vertrau ihm, er wird es fügen.

(Psalm 37,5)