Online-Magazin des Regnum Christi und der Legionäre Christi

Ein Abenteuer mit Gott

Aleksander Weber (20) und Samuel Jeschke (19) sprechen im Interview über ihre Erfahrungen als „Coworker“ des Regnum Christi in den USA. „Coworker“ unterstützen die Priester der Legionäre Christi und gottgeweihten Frauen im Regnum Christi zwölf Monate lang weltweit bei der alltäglichen Arbeit in Seelsorge und Neuevangelisierung.

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, „Coworker“ zu werden? Was waren Eure Motivation?
Aleksander: Mein Bruder hat mich angesteckt: Er hat das „Coworker“-Jahr vor fünf Jahren gemacht und ich habe bemerkt, wie sehr er sich dadurch zum Positiven verändert hat. Im „Coworker“-Jahr habe ich die perfekte Möglichkeit gesehen, ein Abenteuer zu erleben, eine andere Kultur kennenzulernen und gleichzeitig etwas Gutes für andere zu tun.
Samuel: Eigentlich wollte ich gar nicht „Coworker“ werden, sondern etwas anderes machen. Auf den Christustagen des Regnum Christi 2018 hat mich ein Pater gefragt: „Hey Samuel, hast du nicht Lust, ein „Coworker“-jahr in Amerika zu machen?“. Ich meinte: „Joar“, aber ich dachte: Eigentlich nicht wirklich. Doch überraschenderweise ließ mich diese Frage nicht mehr los. Irgendwann hatte ich die innere Sicherheit, dass das die richtige Entscheidung für mich ist und ich entschied mich dazu, Coworker zu werden.

Was waren Eure Erwartungen zu Beginn des Jahres?
Aleksander: Ich hatte keine besonderen Erwartungen, sondern ich habe einfach gedacht, dass es Hammer sein wird. Und das hat sich bei mir voll bestätigt: Das war das beste Jahr in meinem Leben und ich bereue diese Entscheidung nicht.
Samuel: Ich hatte gar keine Erwartungen.

Was genau habt Ihr als „Coworker“ gemacht?
Aleksander: Ich habe in einer katholischen Schule in den USA gearbeitet. Dort gab es in jeder Pause eine „gospel reflection“ (Evangeliumsbetrachtung), an der die Kinder freiwillig teilnehmen konnten. Ich habe gemeinsam mit den Kindern versucht, die Bibelstellen in den Alltag zu übersetzen. Am Ende meines Jahres war ich für die Schüler wie ein Mentor oder großer Bruder.
Außerdem habe ich mich im ECYD- und im Regnum Christi-Programm von Atlanta engagiert, wie beispielsweise bei den Exerzitien, auf dem Vater-Sohn-Wochenende oder bei den ECYD-Treffen für Kinder und Jugendliche. Mir war wichtig, den Glauben durch mein eigenes Lebenszeugnis für die Jugendlichen attraktiv zu machen und zu zeigen, dass der Glaube nicht langweilig ist.
Auch in der Gemeindearbeit war das wichtig. Dort kamen jeden Sonntagabend um die 200 Jugendlichen zusammen und ich sollte eine Firmgruppe leiten. Weil das alles auf Englisch war, brauchte ich Zeit, um mich daran zu gewöhnen.
Samuel: Meine Aufgaben waren hauptsächlich in der Jugendarbeit: Ich habe an einer Schule gearbeitet und Jugendgruppen geleitet in den USA. Es war mir sehr wichtig, einfach für die Kinder da zu sein. Aber ich war auch in die Organisation von größeren Projekten involviert, wie zum Beispiel die Pfarrmission in Cincinnati, bei der ungefähr 300 Leute teilgenommen haben. Außerdem hatten wir „Coworker“ viel Zeit für das Gebet.

Wo wir beim Thema sind: Was hat Euch besonders herausgefordert?
Aleksander: Das intensive Gebetsleben war eine Herausforderung für mich, sich wirklich jeden Tag eine halbe Stunde hinzusetzen und in der Stille auf Gott zu hören. Aber es ist eine Erfahrung, für die ich dankbar bin. Außerdem habe ich meine Familie vermisst.
Samuel: Der „Coworker“, der mit mir das Jahr gemacht hat, und ich waren vom Charakter her sehr unterschiedlich. Die ersten drei Monate waren daher schwer für uns beide. Aber diese Hürde zu meistern, hat mich weitergebracht. Ich habe viel im Umgang mit Menschen gelernt und den Wert von Freundschaft wirklich schätzen gelernt.
Und ich habe bemerkt, dass es selbst in der besten Gemeinschaft „auch mal qualmt“, dass es auch dort Probleme und Herausforderungen gibt, an denen man gemeinsam wachsen kann.

Foto Kopfzeile: Alexander während der Christustage des Regnum Christi in Atlanta
(USA)

Foto: Samuel verbrachte sein „Coworker“-Jahr in Cincinnati, einer Stadt imUS-Bundesstaat Ohio am Ohio River.

Welche Erinnerung aus diesem Jahr ist Euch besonders hängen geblieben und warum?
Aleksander: Einmal haben wir einfach unsere Schuhe angezogen und sind querfeldein losgelaufen. Das war eine tolle Erfahrung. Aber auch große Events wie die Pilgerreise nach Rom zur Priesterweihe von dem Diakon, mit dem ich ein halbes Jahr lang gearbeitet habe; die Missionen in Mexiko, bei denen wir im Dschungel eine Kirche gebaut haben, und der Marsch für das Leben in Washington sind mir in guter Erinnerung geblieben.
Samuel: Es ist ganz schön schwierig, dass auf eine Erfahrung herunter zu brechen. Als erstes fällt mir die Gemeinschaft ein: Alle „Coworker“ der USA hatten einen gemeinsamen Sommerkurs, einen Winterkurs und einen Abschiedskurs. Als wir uns verabschiedet haben, war es so, als wären wir alle Brüder. Das hat mich sehr bewegt.
Die Arbeit, die ich gemacht habe, hat mir unglaublich viel Freude gemacht. Aber was mich am meisten bereichert hat, war die Erfahrung, dass ich meine Talente, die Gott mir geschenkt hat, einsetzen konnte, um andere Menschen glücklich zu machen. Ich durfte in diesem Jahr besonders erfahren, wie Gott mich zum „Schlüssel“ für andere Menschen gemacht hat. Einmal kam jemand sogar drei Monate später zu mir und meinte, dass etwas, was ich in einem Vortrag gesagt hatte, ihm sehr geholfen hat. Das war unglaublich schön! Das werde ich nie vergessen.

Wie hat sich in dem Jahr Eure Beziehung zu Gott verändert?
Aleksander: Meine Beziehung hat sich sehr verändert. Während der sechstätigen Schweigeexerzitien habe ich eine sehr tiefe Erfahrung gemacht. Es waren nur sechs Tage mit Gott und mir, ohne Ablenkung, und es war am Anfang richtig schwer für mich. Doch in einem Moment durfte ich erfahren, wie sehr Gott mich liebt.
Außerdem habe ich Gott und mich selber durch den Dienst an anderen besser kennengelernt. Wir hatten „Christustage“ in Amerika, bei denen wir mit 90 High-School-Schülern in der Altstadt vier Tage lang an Obdachlose Essen verteilt haben. Von den Mutter-Teresa-Schwestern haben wir gelernt, Jesus im anderen zu sehen. Oft hatte ich einfach keine Lust gehabt, die Menschen anzusprechen, aber als ich die Freude in den Augen gesehen habe, habe ich gelernt, wie wichtig meine Überwindung gewesen war. Es geht nicht um mich, sondern um die andere Person und um Jesus.
Samuel: Auf Englisch würde ich sagen, es war eine „smooth transition“ (englisch für „sanfte Umwandlung“). Ich habe Gott auf eine ganz neue Art und Weise kennengelernt. Gerade in den schweren Momenten, die es definitiv auch gab, durfte ich den Trost und die Kraft des Gebetes erfahren und „die geballte Ladung an Kraft“, die im Wort Gottes steckt, neu kennenlernen. Außerdem habe ich gelernt, Gott in alles Alltägliche hineinzunehmen, aber auch alles Alltägliche zu Gott zu bringen. Es gibt nichts, was ihm nicht wichtig ist.

Inwiefern prägt das „Coworker“jahr Euer jetziges Leben?
Aleksander: Am Anfang war es richtig schwer zu beten, auch wenn man keine Lust hat, aber wenn man das regelmäßig macht, spürt man, was für eine Quelle der Kraft das Gebet ist. Diese Erfahrung habe ich mit nach Hause genommen.
Samuel: Eine gute Portion Sehnsucht zurück nach Amerika zu gehen und meine Freunde dort wiederzusehen (lacht). Ich habe gemerkt, dass eigentlich ich der Beschenkte bin. Ich nehme mir so viel mehr mit, als ich jemals erträumt hätte zu bekommen. Um zu verstehen, was ich meine, muss man das „Coworker“-Jahr einmal selbst gemacht haben. Da reichen Worte gar nicht für aus. (kurze Pause) Was ich mir aus diesem Jahr mitgenommen habe, ist ein Stück des Himmels.

Was würdest Ihr jemandem sagen, der darüber nachdenkt, „Coworker“ zu werden?
Aleksander: Hast du Lust auf ein Abenteuer mit Gott? Dann ist es für dich genau richtig. Das „Coworker“-Jahr ist so eine Lebensschule, das kann man überhaupt nicht in Worte fassen. Für mich war es echt ein Abenteuer. Und auf Wave-Boards, in Swimming-Pools und mit guten Freunden habe ich das Leben auch im guten Sinne genossen.
Samuel: Hör auf nachzudenken, sondern mache es einfach. Das ist das allerbeste, was Dir je passieren kann. Wenn Gott dich einlädt, dann wage den Schritt. Mache die Tür auf und der Herr wird dir so viel mehr geben, als du dir jemals vorstellen könntest.

(Die Fragen stellte Angela Kunze.)