Online-Magazin des Regnum Christi und der Legionäre Christi

Wie können Menschen Gott begegnen?

Wie können Menschen Gott begegnen? Was können wir dazu beitragen? Das sind die großen Fragen die sich die Kirche und damit alle Gläubigen immer neu stellen müssen. Es geht nicht darum, Sonntagsmessen oder andere religiöse Veranstaltungen um ihrer selbst willen zu füllen. Wir versuchen auch nicht, unsere Zeitgenossen zu unterhalten oder zu beschäftigen. Es geht um Gott, um Jesus und seine übergroße Liebe zu den Menschen, und diese Liebe drängt uns (vgl. 2 Kor 5,14).

Ich bin sehr dankbar dafür, so viele Menschen zu kennen und zu begleiten, in denen die Liebe Gottes brennt und die andere damit anstecken. Besonders denke ich dabei in diesen Wochen an unsere Neupriester und die Erfahrung, die so viele Gäste bei der Priesterweihe in Rom oder bei den Primizmessen gemacht haben.

Der Heilsplan Gottes sieht es so vor: Christus, der als Gott von Ewigkeit her beim Vater lebte, ist Mensch geworden, um uns die göttliche Liebe auf menschliche Weise vermitteln zu können. Dieselbe Logik sehen wir in der Kirche: Selbst die größten Heilstaten, die Sakramente, haben die Form von schlichten Worten und Gesten. Die Verkündigung erfolgt durch Menschen aus Fleisch und Blut mit ihren Charaktervorzügen und -schwächen. Papst Franziskus hat unseren Neupriestern und einer Gruppe von Seminaristen bei seinem Gruß im Rahmen der Generalaudienz am 14. Dezember 2016 folgenden Gedanken mitgegeben: „Ich wünsche euch, dass ihr euer Priestertum authentisch und in einer Haltung des Dienens lebt und dass ihr fähig seid, zwischen der Gnade Gottes und der Zerbrechlichkeit der Menschheit zu vermitteln.“

Göttliche Gnade und menschliche Schwäche sollen zusammengebracht werden. Wie soll das gehen? Zunächst brauchen wir Menschen, die selber davon Zeugnis geben können, dass sie in ihrer Schwäche von Gott berührt wurden und dass Gott sie trägt. Menschen, die sich als perfekt geben, sind einfach nicht glaubwürdig und können auch nicht vermitteln, dass Gott alle Menschen liebt, unabhängig von ihren Verdiensten. Wir brauchen aber auch Zeugen dafür, dass Gottes Gnade kraftvoll wirkt, dass sie Menschen tatsächlich verändert, sie fähig macht, besser und mehr zu lieben. Und wir brauchen nicht Einzelkämpfer, sondern Menschen, die eine Gemeinschaft von berührten, getragenen und innerlich erneuerten Christen bilden, die andere anzieht.

Ich  bin sehr ermutigt davon, dass sich im vergangenen Jahr nicht wenige Erwachsene in unserer Umgebung auf einen Glaubensweg begeben haben, manche ganz konkret durch die Vorbereitung auf die Taufe: eine Frau aus Ostdeutschland und zuletzt vier ehemals muslimische Iraner, die mit Priestern unserer Apostolischen Schule in Bad Münstereifel auf dem Weg sind, ein Lehrer unseres Gymnasiums in Budapest, zwei tschechische Jugendliche, die zum Praktikum in unserem Düsseldorfer Kindergarten waren. Auch die Alpha-Glaubenskurse, die mehrere unserer Priester und Laien des Regnum Christi in Österreich veranstalten, werden regelmäßig zu einer Neu- oder Wiederbegegnung mit dem christlichen Leben. Für mich selbst gehört ein Elterngespräch im vergangenen Sommer und danach die Taufe ihres Kindes zu den intensiven Begegnungen von Gnade und Zerbrechlichkeit, wo ich ganz unspektakulär und doch ergreifend Zeuge und Mittler sein konnte. Ja, Gott will den Menschen begegnen und wir können dazu beitragen!

P. Andreas Schöggl LC