Online-Magazin des Regnum Christi und der Legionäre Christi

„Here I am, Lord“

Es gibt Momente im Leben, die einen – wie bei einem Film – inspirieren und auch prägen. Jede Berufung besteht aus solchen einzigartigen und besonderen Augenblicken. In meinem eigenen Leben gab es solche Momente, um genau zu sagen drei, die ich im Laufe meines Lebens als den Ruf Gottes deuten konnte. Gott rief mich sozusagen schrittweise und wollte mit mir einen „Lebensfilm“ drehen, der nicht immer einfach war umzusetzen. Dabei war die Muttergottes sehr präsent.

Alles fing damit an, dass meine Eltern unseren jährlichen Familienurlaub mit Besuchen von Pilgerorten verbanden. Vielleicht hat Gott hier schon den Ursprung meiner Berufung ins Regnum Christi gelegt. Das Reisen gehörte zu meiner Familie wie das Amen in der Kirche. Als ich 12 Jahre alt war, fuhren wir nach Norditalien in die bergige Provinz Vicenza und besuchten dort den kleinen Ort Schio. An diesem Pilgerort befindet sich auf einem Berg ein Kreuzweg, den wir eines Tages zusammen gingen. Mit 12 Jahren war mir das jedoch viel zu langweilig, so dass ich schon voraus den Berg hochlief. In der Nähe der XII. Station gab es eine Jesusstatue aus Bronze. Die Darstellung erinnerte an den Garten Getsemani, als Jesus niederkniete und zum Vater betete. Als Kind faszinierte mich diese Jesusstatue so sehr, dass ich mich einfach daran anlehnte; so ein bisschen wie der Jünger Johannes beim letzten Abendmahl. Das war der Moment, von dem ich glaube, dass Gott zu mir sprach, ich solle ganz ihm gehören, ganz gleich wie das wohl ausschauen würde. Es war auch ein Moment, der mein Leben prägte, ohne noch zu wissen wie. Erst Jahre später, beim Besuch des Pilgerorts Fatima, machte sich Gott durch die Muttergottes wieder bemerkbar. Ich war schon ein Teenager und wusste zwar nicht, welche Berufswahl ich treffen sollte, hatte aber bereits klare Vorstellungen davon, wie mein Leben ausschauen sollte: Ich wollte eine Familie. In Fatima kam meine Mutter auf die Idee, den Bußweg kniend und rosenkranzbetend zu gehen und mich dazu einzuladen. Um des familiären Friedens wegen, entschloss ich mich mitzubeten. Als wir bei der Erscheinungskapelle ankamen, war es wieder der Moment, in dem sich Gott – diesmal durch die Muttergottes – bemerkbar machte: „Du gehörst meinem Sohn“, schien sie mir sagen zu wollen. Aber auch damit wusste ich erst einmal nichts anzufangen. Es vergingen noch einige Jahre, in denen nichts passierte. Erst als ich spontan beschloss meine Englischkenntnisse aufzubessern, indem ich ein Auslandsjahr machen wollte, kreuzten sich meine Wege mit dem Regnum Christi. Zu dieser Zeit kannten meine Eltern schon P. Eamon Kelly von den Legionären Christi.

Dann überschlugen sich die Ereignisse: Ich lernte das „Coworker“-Programm kennen und die gottgeweihten Frauen des Regnum Christi, gleichzeitig traf ich einen jungen Mann, mit dem ich eine ernste Beziehung einging. Im Vorbereitungskurs (in Rom) auf das Jahr als „Coworkerin“ erfuhr ich dann zum dritten Mal in meinem Leben, dass Gott deutlich zu mir sprach. Ich hatte plötzlich das untrügliche Gefühl, zu Hause angekommen zu sein. Alle bisherigen Momente in meinem Leben konnte ich nun als den konkreten Ruf Gottes deuten. Es lag an mir, eine Entscheidung zu treffen. „Be not afraid“ (Fürchte dich nicht) und „Here I am, Lord“ (Hier bin ich, Herr), sind seitdem geistliche Lieder, die mich auf meinem Berufungsweg im gottgeweihten Leben im Regnum Christi begleiten. Gottes Einladung war so stark, dass ich mich schließlich entschied, die Gelübde der Keuschheit, Armut und Gehorsam abzulegen und ihm auf diese Weise nachzufolgen.

Ilona Kies,
gottgeweihte Frau im Regnum Christi

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Ilona Kies legte am 29. August 2004 in Rom ihre Gelübde als gottgeweihte Frau ab. Von 2004 bis 2008 absolvierte sie pastorale und religionswissenschaftliche Studien am „Mater Ecclesiae College Greenville“ (Rhode Island, USA). Seit 2008 arbeitet sie in Deutschland, zunächst in Bayern und ab 2012 in Düsseldorf, dort vor allem in den Bereichen Medienarbeit, Katechese und als Vertreterin der geistlichen Gemeinschaften in der Erzdiözese Köln. 2014 begann sie in Köln ein Bachelor-Studium in Mediendesign, das sie 2018 erfolgreich abschloss.

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