Online-Magazin des Regnum Christi und der Legionäre Christi

Türen zu Gott öffnen

Liebe Freunde,

am Ende meiner achttägigen Exerzitien im vergangenen August schaltete ich am späten Donnerstagabend das Telefon wieder ein und hatte mehrere Nachrichten meiner Mutter auf dem Anrufbeantworter: „Andreas, Sr. Viola ist am Montag gestorben. Hoffentlich hörst du die Nachricht rechtzeitig. Das Begräbnis ist am Freitag um 8.30 Uhr.“ Ich verabschiedete mich noch schnell von ein paar Teilnehmern, packte meinen Koffer und um 6.00 Uhr früh saß ich im Zug nach Linz. Sr. Viola war 94, fast 72 Jahre im Orden, Krankenschwester.

Vor 25 Jahren arbeitete meine Mutter bei der Seelsorge auf ihrer Station mit und so erfuhr sie auch von meinem Eintritt 1993 bei den Legionären Christi. Seither hat sie für mich gebetet und zuletzt auf der Krankenstation ihr Leid und ihre Schmerzen auch für mich, meine Berufung und meinen priesterlichen Dienst aufgeopfert. Ich hatte sie nur ein paar Mal persönlich getroffen und weiß doch, dass ich dieser Beterin viel verdanke. Das Requiem und das Begräbnis auf dem Friedhof waren gleichsam die letzte Meditation meiner Exerzitien. Danach fragte mich meine Mutter: „Wird sie jetzt im Himmel weiter für dich beten, oder müssen wir eine andere Beterin suchen?“ „Am besten beides“, antwortete ich ihr. „Wo ein Mensch betet, da öffnet sich für Gott eine Tür zur Welt“, hat es Papst Benedikt XVI. einmal auf den Punkt gebracht.

Manchmal stelle ich mir vor, ich hätte einen Satelliten mit einer Spezialkamera, um zu sehen, wo täglich unzählige solche Türen geöffnet werden: Vom Gebet, von den Opfern und Liebesdiensten, von den heiligen Messen (dem Gebet und Opfer Christi) und den anderen Sakramenten. Irgendwie sehen so wohl Gott und die bekannten und unbekannten Heiligen des Himmels unsere Welt: Ja, es gibt viel Unheil und abgrundtiefe Dunkelheit, aber eben auch diese ausgestreckten Hände und offenen Herzen, die sich nach Heil und Erlösung sehnen und damit den Weg dafür bereiten.

In allem was wir tun, wollen wir Legionäre Christi und Mitglieder des Regnum Christi zur Ausbreitung des Reiches Christi beitragen. Dabei fühlen wir uns fest eingebunden und getragen in einem dichten Netz des Gebetes, durch das der Heilige Geist und die erlösende Liebe Christi zirkulieren. Allein für jedes Ehewochenende von LiebeLeben wird in über 40 Klöstern für die Teilnehmer und die Verantwortlichen gebetet, damit die Gnade Gottes wirken kann. Jede Berufung ist Frucht eines erbeteten Eingreifens Gottes, die Treue nährt sich aus dieser Kraft und den Gefallenen wird so die Chance zur Umkehr geboten. All das geschieht in einem Maße, das unsere Anstrengung und selbst unsere Vorstellung bei weitem übersteigt.

Begreifen wir, dass die betenden Menschen die Zukunft der Kirche sind? Ist es unsere pastorale Priorität, den Durst nach Gebet zu wecken, Menschen beten zu lehren, betende Menschen zu ermutigen und Räume, Beziehungen und Gemeinschaften des Gebets zu schaffen?

Ja, so sollte es sein, aber das muss bei meinem Tagesablauf und meinem Handeln beginnen. Bei vielen Menschen, auch bei vielen Freunden unserer Ordensgemeinschaft und unserer Bewegung, kann ich mir da ein großes Stück abschneiden. So möchte ich all diesen Beterinnen und Betern heute danken, dass sie durch ihr Gebet die Tür für Gott offen halten und dass sie die Zukunft der Kirche sind.

P. Andreas Schöggl LC
(Territorialdirektor)